Belfast und die Troubles
Der Ursprung des Nordirlandkonflikts geht bis in das Jahr 1169 zurück, als Engländer begannen, nach und nach Teile Irlands zu erobern.
Die irische Bevölkerung war damals katholisch, während die englischen Eroberer Protestanten waren.

Über die Jahrhunderte gab es immer wieder Kriege, bei denen mal die Iren und mal die Engländer einen Vorteil hatten.

Der Irische Unabhängigkeitskrieg von 1919 bis 1921 endete dann mit der Teilung Irlands, es entstanden die unabhängige Republik Irland mit der Hauptstadt Dublin und Nordirland mit der Hauptstadt Belfast als Teil des Vereinigten Königreichs.

An den Bevölkerungsgruppen hat sich dabei nichts geändert: Die Irische Urbevölkerung hat Katholischen Glauben und mit Irisch-Gälisch eine eigene Sprache, während die Nachfahren der Englischen Eroberer noch immer Protestanten sind und Englisch sprechen.


Die Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen eskalierten in Nordirland 1969.

In Belfast wurden rund um die Bombay Street rund 1500 katholische Wohnungen von Protestanten geplündert und in Brand gesetzt.

1970 eskalierte eine Durchsuchung nach Waffen in der Falls Road, das gesamte Stadtviertel wurde danach unter Ausgangssperre gesetzt und unter massivem Einsatz von CS-Gas durchsuchten rund 3000 britische Soldaten jede Wohnung der Gegend, wobei Türen mit Äxten eingeschlagen wurden.

Im Divis Tower, einem 18-stöckigen Wohnhochhaus am östlichen Ende der Falls Road, wurden die oberen beiden Etagen zu einem Stützpunkt der Britischen Armee mit Scharfschützenstellung umgebaut.

Insgesamt waren an den Troubles 12 verschiedene Paramilitärische Vereinigungen beteiligt, dazu kamen jeweils Irische und Britische Polizei und Militär.

Die meisten Gefangenen des Konflikts wurden im Gefängnis Long Kesh bei Lisburn untergebracht, wobei für jede Gruppierung ein eigener Zellenblock eingerichtet wurde.
Hier kam es Anfang der 80er Jahre zu einer ganzen Reihe von Hungerstreiks, deren Ziel die Anerkennung als politische Gefangene war, verbunden mit verschiedenen Hafterleichterungen.
Bekanntestes Opfer der Hungerstreiks war wohl Bobby Sands, erster Hungerstreikender der 80er Jahre und zum Zeitpunkt seines Todes frisch gewählter Unterhausabgeordneter.

Mit dem Karfreitagsabkommen wurde 1998 dann ein Waffenstillstand zwischen beiden Seiten geschlossen verbunden mit dem Ziel, dass Nordirland eine eigenständige Regierung bekommt, die Gefangenen der IRA und weiteren Gruppen frei kommen und die Britische Armee das Land verlässt.

Die Umsetzung dauerte bis 2007.

Insgesamt gab es in der Zeit von 1969 bis 1998 über 3500 Tote und knapp 50000 Verletzte.


Heute sieht Belfast weitestgehend recht freundlich aus, wobei man sehr genau sieht, wo man sich gerade aufhält.
Beide Seiten ehren ihre Opfer in Form von zahllosen Wandmalereien, die katholisch-nationalistische Seite hat dazu etliche Märtyrergärten.

Beide Seiten sind noch immer durch hohe Zäune und Friedensmauern getrennt, die Tore zwischen den Vierteln werden nachts noch immer geschlossen.
In der Bombay Street, wo 1969 die Troubles ausbrachen, haben die Häuser direkt an der Friedensmauer vergitterte Gärten, die über die Mauer geworfene Brandsätze von den Häusern ableiten sollen.

Aktuelle Umfragen ergeben, dass die Bevölkerung beider Seiten die Zäune beibehalten will.

Ansonsten ist es weitestgehend friedlich, wobei es sich so anfühlt, dass der Frieden eher nicht tief verwurzelt ist.

Während meiner Zeit in Belfast ist ein LKW mit aufgemalter Irischer Flagge in einem Unionistischen Viertel in Brand gesetzt worden und ein Wirt wurde für "Ich bediene keine Protestanten" zu umgerechnet 7800 Euro Strafe verurteilt.

In den letzten Tagen gab es aber auch in Belfast Krawalle wie in vielen Britischen Städten.